Strom im Wohnmobil oder Camper, jedem ist heute der Begriff Autarkie bekannt. Wenn du mit deinem Camper an den schönsten Plätzen übernachten und campen möchtest, benötigst du Strom.
An den meisten Campingplätzen hast du einen 230V Stromanschluss, das ist der einfachste Weg.
Wenn du aber abgelegen stehst, oder kein Stromanschluss mehr frei ist, musst du aus deiner Batterie den Strom nutzen. Autark leben. Eine solche Batterie funktioniert wie ein Speicher, ähnlich einer Gießkanne. Du musst den Akku auffüllen, damit du ihn wieder leeren kannst.
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Wege die Batterie zu laden
Es gibt jetzt unterschiedliche Wege eine Batterie aufzufüllen. Um den gängigsten Weg einmal zu zeigen, schauen wir uns in diesem Artikel ganz genau an, wie wir es in unserem Unsinn-Reise-Kofferanhänger gelöst haben.
Wir haben uns dabei ordentlich aus dem tigerexped Regalen mit hochwertigen Produkten eingedeckt, weil wir das Sortiment, das KnowHow & den Support dort wirklich wertschätzen.
230V Landstromanschluss zum Laden einer Batterie nutzen
Um unsere günstige LiFePO4 Batterie an dem sogenannten Landstrom (eine einfache 230V Steckdose wie in einem Haus oder Garage) aufladen zu können, bedarf es einer Landstromsteckdose, einer Anschlussdose in deinem Camper oder Wohnmobil, einem FI/LS Schutzschalter und ganz wichtig, einem Ladegerät welches die 230V in die passende Ladecharakteristik deiner Batterie umwandelt.
Wir haben dazu die folgenden Produkte verwendet:
- Anschlusssteckdose
- FI/LS Fehlerstromschalter
- Landstromladegerät
- Zentralelektrik
- Meßshunt
Die Anschlusssteckdose, hierbei handelt es sich um den Stromeingang in deinem Fahrzeug. Dort kann der Strom reinkommen, sozusagen die Haustüre.
Von dort kommt der Strom dann an den FI/LS Fehlerstromschalter, dieser überwacht das auch alles sicher ist. Wir empfehlen dir unbedingt einen doppelpoligen FI/LS Fehlerstromschalter zu verwenden, da nicht immer genau geklärt werden kann welche Polung der Anschluss an der Haus- oder Landstromsteckdose hat. Die DIN/VDE schreibt in Campern und Reisemobilen sowie auch in Wohnwagen sogar eine solche Schutzschaltung vor.
Von dort aus gelangt der Strom, natürlich nur wenn alles in Ordnung ist, an ein Ladegerät.
Wir haben uns für ein Ladegerät mit 30A Ladestrom entschieden, da wir eine recht große Batterie haben und diese auch innerhalb einer Nacht aufgeladen werden sollte, wenn wir sie mal komplett geleert haben.
Es gibt dieses hochwertige und zuverlässige Ladegerät natürlich auch in einer kleineren Variante. Es ist für alle Batterietypen geeignet und kann diese mit einer optimalen Ladeschluss-Spannung laden.
Von dem Ladegerät aus geht die Ladung direkt an unser UFO, die Zentralelektrik.
Wir haben bereits in unserem Van sehr gute Erfahrungen mit diesem etwas anderen Sicherungshalter und Verteiler gemacht, weshalb wir in unserem aktuellen Ausbau wieder zu dem UFO gegriffen haben. Diesmal zu dem größeren.
Es ist erstaunlich platzsparend und passt wunderbar in die Zentrale unseres Technikraums. Durch die runde Form kommst du wirklich gut an alle Anschlüsse ran und hast so auch einen tollen Überblick. Anhand der kleinen roten LED’s kannst du genau erkennen wenn mal eine Sicherung defekt sein sollte.
funfact: Und noch dazu sieht das UFO so richtig schön fancy aus, wie Rebecca sagen würde. Sie nennt den Technikraum seit Tag 1 den “Lagerraum”…
Von dem UFO aus geht es dann über diesen SmartShunt (ein Shunt zu Messen) direkt an die Batterie.
Der SmartShunt funktioniert genau wie eine Tankanzeige. Er gibt zuverlässig Auskunft, wie voll die Batterie ist, wie viel gerade rein oder raus geht und wie lange wir bei der aktuellen Entnahme die Batterie noch nutzen können, bis sie leer ist.
Ich empfehle immer eine Shunt zu nutzen, da die Anzeigen, die auf der Spannung beruhen, zwar meist günstig aber nicht wirklich aussagefähig sind.
Sonne zum Laden einer Batterie nutzen
Damit wir auch die Sonne zum Laden unserer Batterie nutzen können, haben wir auf dem Dach Solarmodule verbaut. Diese wandeln die Energie der Sonne in Strom um und können dann mit einem Solarladeregler unsere Batterie laden.
Wir haben dazu folgende Produkte verwendet:
- Solarmodul
- Solar MPPT Regler
- Klebeset
Warum haben wir uns in diesem Fall für ein Solarpanel aus dem tigerexped Regal entschieden?
Dies liegt unter anderem an dem wirklich ultrahohen Zellenwirkungsgrad von 24,4%.
Diese Module sind unter harten Reisebedingungen entwickelt worden und bieten durch ihr sehr großes Lichtspektrum sogar in der Dämmerung noch relevanten Solarertrag. Auch bei Teilbeschattungen liefern diese Module treu Strom.
Durch ihren verbesserten Temperaturkoeffizient haben sie auch deutlich weniger Leistungsverluste bei Hitze im Vergleich zu Solarmodulen anderer Hersteller. Also genau das richtige für unseren Wohnanhänger mit dem wir das ganze Jahr über Europa bereisen.
Wir haben uns in diesem Fall sogar für das Komplettset von tigerexped entschieden, da es bereits den Solarregler von Victron Energy beinhaltet. Nach unserer Ansicht ist es aktuell das beste im Caravan Segment, da er durch seine ultra schnelle Taktung und die Appanzeige einfach alles besitzt, was uns wichtig ist.
Auf unserem Anhänger haben wir 2x das Solarkomplettset Black Tiger verbaut, somit also 720Wp Leistung. Das ist schon eine Ansage, finden wir. Natürlich haben wir im Vorfeld unseren täglichen Stromverbrauch genau berechnet und unser Konzept für eine ganzjährige Autarkie ausgelegt.
Das Schöne an dem Komplettset ist, dass wirklich alles mit im Lieferumfang enthalten ist, was ihr für die Montage benötigt.
Und so sieht es bei uns auf dem Dach jetzt aus:
Lichtmaschine zum Laden einer Batterie nutzen
Diesen Punkt möchte ich gerne erwähnen, auch wenn wir diese Variante in unserem Unsinn-Reise-Kofferanhänger oder Wohnanhänger nicht verbaut haben. In unserem Fall sind es der zu große Kabelquerschnitt über die Länge vom Auto zum Wohnanhänger und die zu geringe Ladeleistung, die uns gegen diese Variante entschieden ließ.
In unserem Van haben wir diesen Weg aber durchaus nutzen und schätzen gelernt. Wichtig ist in diesem Fall, dass du einen Ladebooster verbaust. Gerade wenn deine Aufbaubatterie eine andere Kapazität oder auch eine andere Batterietechnologie wie deine Starterbatterie besitzt.
Der Ladebooster nimmt dann aus deiner Starterbatterie den Strom heraus, der zur Ladung deiner Aufbaubatterie benötigt wird. Er lädt somit deine Aufbaubatterie genau mit der Ladecharakteristik, die sie auch benötigt. Der Strom, den der Ladebooster aus deiner Starterbatterie entnimmt, wird durch die Lichtmaschine wieder aufgefüllt. So kannst du jede Fahrt mit dem Reisemobil oder auch Van nutzen, um deine Aufbaubatterie wieder aufzuladen.
Gerade im Winter oder an Regentagen kann dir dies oftmals den Campingplatz und somit den Landstromanschluss ersparen.
Wir haben in unserem Van zwei mal diesen Votronic Ladebooster mit jeweils 30A Ladestrom verbaut.
In einem Camper mit einer normalen Lichtmaschine würde ich 60A Ladestrom nicht überschreiten, da sonst die Lichtmaschine Schaden nehmen kann. Wir hatten die beiden Ladebooster getrennt schaltbar gemacht, so dass wir immer auch selbst entscheiden konnten ob wir mit einem Ladebooster oder mit beiden Ladebosstern die Batterie laden wollen. Oder eben auch einmal gar nicht mit Ladebooster laden, wenn wir genug Strom von der Sonne hatten.
Mit diesem System sind wir vier Jahre sehr gut und ohne einen einzigen Landstromladevorgang komplett autark gewesen.
Soviel nun zu den unterschiedlichen Auflademöglichkeiten, natürlich gibt es auch noch weitere, wie Strom durch Wind im Camper, oder Laden mit einem Stromaggregat im Reisemobil, aber diese lehnen sich eigentlich dann wieder den oben genannten Konzepten an.
Für uns ist der Strom durch Sonne noch immer die einfachste Möglichkeit da sie wenn einmal installiert und gut berechnet, dauerhaft kostenlos und sehr grün ist.
Strom aus der Batterie nutzen
Jetzt hast du bereits einen kleinen Überblick, wie du den Strom in deinen Camper, Van oder Wohnanhänger rein bekommst, aber wie kannst du diesen am besten nutzen? Also auf welchen Wegen kommt der Strom aus der Batterie wieder raus?
Wenn du autark lebst, so wie wir, dann ist es grundsätzlich wichtig, nicht allzu verschwenderisch mit den Ressourcen umzugehen. Dies fängt bereits bei deinen Verbraucher /Geräten an. Deshalb stehen jetzt diese Überlegungen an:
- Welche Leistung haben deine Verbraucher?
- Welche Spannung benötigen diese Geräte?
Wenn du deine Verbraucher mit 12V betreiben kannst, dann sparst du dir die Umwandlungsverluste eines Wechselrichters (ca.15% Mehrverbauch).
Es macht also schon Sinn Laptops und Co, die vielleicht mit 19V laufen, von 12V auf 19V anzuheben. Denn je geringer der anzuhebende Wert und die Leistung, desto geringer auch die Verluste durch den eigentlich unnötigen Mehrverbrauch des Wechselrichters.
19V nutzen mit dem Convertiger 100
In unseren Häusern und Wohnungen haben wir in der Regel ein 230V Stromnetz, alle Geräte müssen auf 230V laufen. Deshalb gibt es für viele Geräte spezielle Netzgeräte. Diese Netzgeräte wandeln die 230V auf 19V (oder ähnlich) herunter, damit die Geräte keinen Schaden nehmen. Würden wir in unseren Campern, in denen wir aus der Batterie leben, auch erst die 12V (der Batterie) auf 230V (Netzleistung) wandeln um sie dann wieder auf 19V (Geräteanforderung) zu verringern würden zweimal Verluste entstehen. Einmal auf die 230V und dann wieder runter. Da macht es deutlich mehr Sinn, direkt die passende Spannung zu nutzen. Wir haben aus diesem Grunde den Convertiger 100 entschieden.
Mit dem Convertiger von tigerexped ist das direkte Laden von z.B. leistungsstarken Laptops ohne Wechselrichter möglich.
Dieser ist für die beiden am häufigsten verwendeten Schalterprogramme in Campingfahrzeugen erhältlich (Berker und Improjal 20.000) Unserer ist für Improjal 20.000, da wir dieses Schalterprogramm Improjal 20.000 bereits bei den 230V Steckdosen verwendet haben. Wirklich ein tolles Ding.
230V Wechselstrom aus deiner Camperbatterie nutzen
Wenn du nun aber in deinem Van, Reisemobil oder Wohnwagen doch einen 230V Verbraucher (Gerät) nutzen möchtest, dann kannst du mit einem Wechselrichter diese benötigten 230V aus deinem 12V Bordnetz selbst umwandeln. In diesem Fall benötigst du einen Wechselrichter.
Es gibt unterschiedliche Arten von Wechselrichtern, achte aber darauf, dass dein Wechselrichter eine reine Sinus Welle erzeugt, da sonst deine elektronischen Geräte Schaden nehmen können.
Wir haben uns für einen einfachen Sinuswellen Wechselrichter mit einer Leistung von 1500 Watt entschieden. So ist es problemlos möglich, unsere Senseo damit zu betreiben oder auch unsere Powerstation zu laden. Wähle die Leistung nicht größer als du diese auch benötigst, denn auch hier gilt wieder je größer umso mehr Umwandlungsverluste.
Wusstest du eigentlich das ein solcher Wechselrichter auch im Standby Betriebsverluste hat?
Allein die Bereitstellung von 230V kosten den Wechselrichter (und somit dich und deinen Akku) schon Strom.
Zu dem Thema Wechselrichter werden wir aber separat noch einen einzelnen Artikel erstellen, da dieses Thema umfangreicher ist, als man vielleicht glauben möchte, sofern man alles beachten möchte.
So, nun sind wir langsam am Ende des Artikels angekommen und ich denke, dass du jetzt einen guten Überblick hast, um dein Stromsetup zu optimieren, oder auch zu planen. Dann aber wirst du wie auch wir, unabhängig vom Standort alle deine elektrischen Geräte in deinem Camper oder Wohnmobil nutzen können. Das ist dann Autarkie!
Fazit "Strom im Wohnmobil und Camper"
Ich hoffe, dass ich dir hiermit eine gute Erklärung geben konnte, wie du Strom in deinen Camper rein bekommst und ihn dann überall auf der Welt nutzen kannst.
Beachte bitte beim Ausbau auch noch das Thema Sicherheit. Du solltest beim Ausbau und auch bei der Planung des Strom-Setups immer sicherstellen, dass kein Stromunfall geschieht (Thema Sicherungen & Co). Denn mal ehrlich, beim Campen wollen wir doch Spass und Freude haben.
Deshalb sollte auch dein Stromsetup genau auf dich und deine Bedürfnisse ausgelegt sein. So kannst du dich immer entspannt zurücklehnen, denn alles funktioniert perfekt aufeinander abgestimmt.
Bei uns ist es so, dass wir uns keinen Kopf mehr um Strom machen müssen, denn er ist immer ausreichend zur Verfügung.
Wir von Letz-Camp wünschen dir viel Erfolg mit deinem Stromsetup und allzeit gute Reisen.
„Das Reisen macht dich sprachlos und verwandelt dich dann in einen Geschichtenerzähler.“ – Ibn Battuta